Realtalk: Luise steht übel auf Ferdi

27. September 2021

Schon wieder mal eine Lektüre aus dem 18. Jahrhundert, die sowieso keiner versteht? Wir, die Klasse 10b haben uns gemeinsam mit unserer Lehrerin Frau Altmann im Deutschunterricht ein Projekt überlegt, das jüngeren Leuten Schillers Drama „Kabale und Liebe“ näherbringen und leichter verständlich machen soll. Dafür haben wir einen Podcast entwickelt, in dem die wichtigsten Passagen einmal in der damaligen Sprache als auch in der modernen Jugendsprache in gekürzter Version wiedergegeben werden. Die einzelnen Szenen haben wir zuerst in der Originalfassung und direkt danach in der modernen Jugendsprache eingelesen. 

Hier ein kleines Beispiel dazu: In der Originalfassung schwärmt Luise in diesen Worten von ihrem Geliebten: Fedinand ist mein, mir geschaffen, mir zur Freude vom Vater der Liebenden. Als ich ihn das Erste Mal sah –und mir das Blut in die Wangen stieg, jeder Athem lispelte: er ist's! Damals – o damals ging in meiner Seele der erste Morgen auf. Tausend junge Gefühle schossen aus meinem Herzen, wie die Blumen aus dem Erdreich, wenn's Frühling wird. In unserer Version sagt Luise: „Realtalk, ich steh wirklich übel auf den Ferdi. Es klingt saukitschig, aber ich bin über beide Ohren verknallt. Ich bin voll in love mit dem. Ferdi ist wirklich heiß, er ist mein Soulmate. Er hat mich echt gecatched. Steinbock und Wassermann, die matchen voll.“

Für jede Figur in dem Trauerspiel gibt es für beide Sprachstile jeweils eine eigene Besetzung: Die Tragödie „Kabale und Liebe“ handelt von der unerlaubten Liebesbeziehung zwischen dem adeligen Ferdinand (Schillers Originalversion liest Maximilian König, die moderne Variante Franz-Richard Perona) und der - eigentlich bereits mit Wurm (Leopold Kluth und Yannick Niederbichler) verlobten, bürgerlichen Luise (Emmi Hünseler, Anastasia Mittermayer). Aufgrund der gesellschaftlichen Konvention, die eine Verbindung zwischen Bürgerlichen und Adeligen untersagt, ist die Liebe der beiden zum Scheitern verurteilt. Verschiedene Figuren versuchen das junge Paar zu manipulieren, etwa Ferdinands machtbesessene Mutter, die Präsidentin (Amelie Häusler, Merle Härtinger), der dümmliche Hofmarschall von Kalb (Anna-Marie Klein, Franziska Bucher) und Luises Vater (Peter Rademacher, Daniel Böhm), der es doch eigentlich nur gut mit seinem einzigen Kind meint. Bezeichnenderweise hat Luises Mutter (Larissa Lübberstedt, Sara Knote) – typisch für die Rolle der Frau im 18. Jahrhundert – kaum Mitsprachemöglichkeiten. Ausgerechnet die Frau, mit der Ferdinand verheiratet werden soll und deretwegen er Luise verlassen muss, zeigt sich verständnisvoll und menschlich. Somit stellt Lady Milford (Ajna Sedic, Alicia Fischer) keine typische Repräsentantin der Adelsschicht dar. Sophia Wössner erklärt als Erzählerin immer wieder die Zusammenhänge. 

Neugierig geworden? Wie sich dieses Liebesdrama weiterentwickelt, hört ihr in unserem Podcast, der auf dem YouTube-Kanal unserer Schule veröffentlicht wird. Die von Szene zu Szene unterschiedlichen Illustrationen sind gezeichnet von Amelie Dufter und tragen durch ihre geniale Umsetzung dazu bei, den Inhalt bildlich zu veranschaulichen.  Insgesamt hoffen wir, dass unser Projekt dem Publikum gefällt und eventuell auch dabei hilft, die doch schwierige Sprache des Sturm und Drang besser zu verstehen. Vielen Dank auch an Frau Altmann, die uns die Umsetzung unserer kreativen Ideen ermöglicht hat!  

Bericht von Franziska Bucher, Alicia Fischer, Ajna Sedic und Amelie Häusler